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Mann attackierte Schutzpolizisten mit Golfschläger– Hilfs- und Unterstützungsfonds nahm sich zweier Polizisten an

Kiel. Wie gefährlich ihr Beruf ist, mussten zwei Kieler Polizeibeamte des 14. April vergangenen Jahres buchstäblich am eigenen Leib erfahren. Sie standen sich in den Morgenstunden einem psychisch kranken Mann gegenüber, der nach einem Streit seine Mutter mit einem Golfschläger erschlagen hatte. Und auch die beiden Beamten waren bei ihrem Erscheinen Ziel des aggressiven Angreifers und mussten nach dem Einsatz zur Behandlung ins Krankenhaus. Ein Dreivierteljahr später erhielten sie nun vom Hilfs- und Unterstützungsfonds der Polizei eine Kur-Reise ins Allgäu als Zuwendung. Landtagspräsident Klau Schlie, der Vorsitzende des karitativen Hilfevereins, überreichte den beiden Polizisten den Gutschein. 

Detailtreu schildern Oberkommissar Mark Sheridan und Obermeister Uwe Sperling die Geschehnisse des für sie sicherlich unvergesslichen Einsatzes. Es war 7.16 Uhr an einem sonnigen Sonntag. Die beiden Polizisten, die gerade bei einer Schlägerei in der Bergstraße eingesetzt waren, wurden in den Kreienbarg am Südfriedhof beordert. Dort waren Hilfeschreie einer Frau vernommen worden. Innerhalb von drei Minuten hatte es diverse Anrufe bei der Polizei gegeben. „Als wir dort aus dem Wagen stiegen, war es jedoch totenstill. Aber am Balkon der ersten Etage des Hauses sahen wir eine blutverschmierte Decke“, berichtet Mark Sheridan (39). Da jedoch am Einsatzort zunächst nur unerfahrenere Polizisten präsent gewesen sein, habe er zusammen mit Uwe Sperling die weitere polizeilichen Maßnahmen ergriffen. So unternahm Sperling (35) den erfolglosen Versuch, die Wohnungstür einzutreten, die aber von innen mehrfach gesichert war. Plötzlich habe der bis dahin in der Wohnung befindliche Mann mit dem Golfschläger vor ihnen gestanden und sei unvermittelt auf die Polizisten losgegangen. Der Versuch von Mark Sheridan, den Angreifer mit dem Sprühen von Pfefferspray ins Gesicht zu stoppen, misslang ebenfalls. Der Täter schlug dem Oberkommissar mit voller Wucht auf die Schulter. Danach war es Uwe Sperling, der sich der Attacken des Mannes gegenüber sah. „Als der Mann auf meinen Kopf zielte und zuschlug, blockte ich den Schlag mit meinem rechten Unterarm“, setzt Sperling fort. Der Arm schwoll auf der Stelle an. Wie durch ein Wunder zog sich der Polizist nur eine schwere Prellung am Unterarm zu. Aber sogar Tage später habe man auf dem Oberarm noch den Abdruck mit Namen des Herstellers erkennen können. Und sogar als er den Täter im Zweikampf zu Boden bringen konnte, habe sich dieser weiter massiv gewehrt. Erst mit Unterstützung weiterer Beamter konnten dem sich heftig sträubenden Mann endlich Handfesseln angelegt werden. Der anschließende Anblick der getöteten Frau sei schockierend gewesen. „Ein menschlicher Körper war fast nicht mehr zu erkennen. Diese Bilder krieg man nicht mehr aus dem Kopf“, erinnern sich die beiden erfahrenen Polizisten. Insgesamt nur acht Minuten habe der ganze Einsatz gedauert, von der Alarmierung bis zur Festnahme. Andere Kollegen hätten die beiden erschöpften Beamten dann herausgelöst. Sheridan erinnert sich an die bizarre Situation danach: „Als wir vom Einsatzort weggefahren sind, saßen die Leute gerade vor einem Café in der Sonne und frühstückten. Und wir waren gerade bei einem Massaker“. Gut getan habe ihnen, dass sich nach diesem dramatischen Einsatz ihre direkten Vorgesetzten gut um sie bemüht und sogar zur späteren Gerichtsverhandlung begleitet hätten. Das Gespräch mit ihren Kolleginnen und Kollegen sei ihnen besonders wichtig gewesen. „Das hat uns erneut gezeigt, dass wir in der Schutzpolizei und insbesondere im Schichtdienst zusammenhalten und aufeinander verlassen können“, so Sheridan und Sperling rückblickend. Angetan von der Arbeit der Polizei, aber insbesondere auch von den Schilderungen der beiden Polizisten, zeigte sich Klaus Schlie. „Sie haben oft nur Bruchteile von Sekunden, um zu entscheiden, wie Sie Herr solch schwieriger Einsätze werden. Das verlangt höchsten Respekt“, so Schlie. Dafür hätte die Polizei den Rückhalt und die Wertschätzung der Bevölkerung verdient. Die Zuwendung des Hilfs-und Unterstützungsfonds sei eine solche Anerkennung. 

Der Hilfs- und Unterstützungsfonds für Polizeibeschäftigte und deren Familien in Not e.V. 

ist eine auf Initiative der Gewerkschaft der Polizei gegründete gemeinnützige Einrichtung, die es sich seit dem Jahre 2001 zur Aufgabe gemacht hat, im Dienst schwer verletzten oder gar getöteten Polizeibeamten bzw. deren Angehörigen und Familien, in ihrer schwierigen Situation mit einer Zuwendung, die den speziellen Verhältnissen angemessen ist, unter die Arme zu greifen. Der Hilfs- und Unterstützungsfonds der Polizei hat seit Bestehen in über 81 Fällen bei Polizeibeamtinnen und -beamten, die bei Einsätzen Opfer von gewalttätigen An-griffen wurden und sich dabei schwere Verletzungen zugezogen hatten, Unterstützung durch Zuwendungen geleistet. Dabei wurden Zuwendungen in Höhe von ca. 144.000 € ausgekehrt. Der Vorsitzende des Hilfs- und Unterstützungsfonds der Polizei, Klaus Schlie: "Wir sind uns darüber im Klaren, dass diese Unterstützung weder eine Verarbeitung der Erlebnisse noch eine Wiedergutmachung darstellen kann. Sie ist aber ein Zeichen gesellschaftlicher Solidarität." 2013 gab es in Schleswig-Holstein 1.188 Fälle von Widerstandshandlungen und Gewaltdelikte, in denen 354 Beamtinnen und Beamte verletzt wurden. Das bedeutet, durchschnittlich jeden Tag hat es in Schleswig-Holstein mehr als drei Übergriffe gegeben. Die Vorfälle ereigneten sich im überwiegenden Teil bei dem "normalen" Polizeidienst wie Präsenzstreifen, Familienstreitigkeiten, aber auch bei Festnahmen und Durchsuchungen.

Der Hilfsfonds arbeitet rein ehrenamtlich; Vorstandsmitglieder sind Landtagspräsident, Klaus Schlie, Minister a.D. Prof. Günther Jansen, Jens Ruge, früherer FDP-Landespolitiker, Uwe Müller, Polizeidirektor a.D. und Karl-Hermann Rehr, Landesgeschäftsführer der GdP Schleswig-Holstein. Ehrenvorstandsvorsitzender ist Landespolizeidirektor a.D. Wolfgang Pistol. Der Hilfsfonds verfügt ausschließlich über Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, die sich der Arbeit der Polizei verpflichtet fühlen.

Text: Thomas Gründemann

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