Der Anlass für die Zuwendung des „HUPF“ liegt eineinhalb Jahre zurück und war buchstäblich sehr schmerzlich für die Polizeikommissarin: Am 25. September 2023 war die Schutzpolizistin zufällig dabei, als ein anderer Kollege des 4. Polizeireviers den Auftrag erhalten hatte, einen psychisch auffälligen Mann zu begleiten, der mit einem Rettungstransportwagen von der Dienststelle zu einer psychiatrischen Fachklinik verbracht werden sollte.
„Das Verhalten des Mannes hatte bei mir ein ungutes Bauchgefühl ausgelöst. Ich hatte bemerkt, dass er offenbar nach möglichen Fluchtwegen suchte“, erinnert sich Rieke P. Ihr Gefühl sollte sie nicht täuschen. Plötzlich habe der Mann sich gewehrt, sei renitent und aggressiv geworden und habe sich aus dem Griff ihres Kollegen befreien können und sei aus der Dienstelle geflüchtet. An der Verfolgung des Flüchtigen habe sie sich sofort beteiligt. Schnell konnte der renitente Mann von den Beamten wieder ergriffen und stoppt werden. Dabei seien alle Beteiligten zu Boden gestürzt. Bei dem Gerangel sei auch sie zu Boden gefallen. Mit fatalen und schmerzhaften Folgen: Ein Riss im hinteren Kreuzband sowie ein Muskelfaserriss lautete die bittere Diagnose. Die Verletzungen machten eine Operation und einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus notwendig. Ein halbes Jahr, bis März 2024, war die verletzte Beamtin dienstunfähig und ist auch gegenwärtig noch in ärztlicher Behandlung. „Darüber hinaus war da auch noch die Ungewissheit über die Dauer meiner Ausfallzeit. Das hat mir schon Sorgen gemacht, insbesondere weil ich da noch in der dienstlichen Probezeit war“, berichtet Rieke P. Letztlich war die Verletzung auch tatsächlich der Grund für die Verlängerung ihrer Probezeit.
Ihr familiäres Umfeld habe auf die Geschehnisse und die Verletzung schockiert reagiert, sagt P. auf Nachfrage. Aufgefangen worden sei sie in dieser Zeit von ihren Kolleginnen und Kollegen. „Da ich viele Polizisten im Freundeskreis habe, war die
Anteilnahme auch sehr groß. Das hat gutgetan“, erzählt die Beamtin, die seit geraumer Zeit zur Regionalleitstelle in Kiel abgeordnet ist. Wegen der Verletzung sei der ursprünglich geplante Abordnungszeitraum erst einmal verlängert worden, eine Rückkehr zum 4. Polizeirevier sei aber sicher. Zu ihrer Erleichterung sei eine Verbeamtung inzwischen jedoch erfolgt. Rieke P. dankte dem Polizeihilfsfonds für die Möglichkeit, mit dem einwöchigen Kur- und Erholungsurlaub die damaligen Geschehnisse hinter sich lassen und einen Abschluss finden zu können.
Andreas Breitner zeigte sich beeindruckt von den Schilderungen von Rieke P. „Das war nachvollziehbar eine schwere Zeit, die sie hinter sich haben“, sagte der „HUPF“-Vorsitzende und ehemalige schleswig-holsteinische Innenminister. Es seien exakt derartige Fälle, für die der Polizeihilfsfonds vormals von den Initiatoren ins Leben gerufen worden sei.
Polizistinnen und Polizisten in dieser Gesellschaft würden sich täglich und rund um die Uhr für die Sicherheit und Ordnung einsetzen und dafür vielfältige Belastungen hinnehmen, schlimmstenfalls sogar ihre Gesundheit und auch ihr Leben riskieren.
„Wenn sie dann als Repräsentanten des Staates körperlich oder auch seelisch schwer verletzt werden, finden sie unter dem Schutzschirm unseres gemeinnützigen Vereines Platz“, unterstrich Breitner.
Vor allem die steigende Zahl von gewaltsamen Angriffen auf die Beamtinnen und Beamten sei eine alarmierende Entwicklung und betone einmal mehr die Notwendigkeit des Polizeihilfsfonds. In den Jahren seit der Gründung des „HUPF“ seien über 320.000 Euro an verletzte Polizistinnen und Polizisten ausgekehrt worden.
Durchschnittlich würden jeden Tag in Schleswig-Holstein mehr als vier Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten gezählt. An 441 Tagen seien Beamtinnen und Beamte im vergangenen Jahr als Folge von Gewalteinwirkungen dienstunfähig. Allein in der Polizeidirektion Kiel seien im Berichtsjahr 226 Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe gemeldet worden.