Vor gut drei Jahren wurde der Polizist Tobias B. während eines nächtlichen Einsatzes schwer verletzt und war danach viele Monate dienstunfähig. Nun erhielt der Polizeioberkommissar vom „Polizeihilfsfonds“, kurz „HUPF“, für sich und seine Familie einen Gutschein für einen einwöchigen Kur- und Betreuungsaufenthalt in der Lüneburger Heide. Der Vorsitzende, der ehemalige Innenminister Andreas Breitner, überreichte dem Polizeioberkommissar in der Mensa der PD AFB die Zuwendung.
Eutin/tgr – Tobias B. war und ist überzeugter Polizist. Daran hat auch eine schlimme Verletzung während eines Polizeieinsatzes in Lübeck vor mehr als drei Jahren nichts geändert.
Lebendig, aber unaufgeregt, schildert der Polizist die damaligen Geschehnisse: Es war der 11. August 2021 während des Nachtdienstes gegen 3 Uhr: Der heute 37-jährige Schutzpolizist war gemeinsam mit einem Kollegen als Streifenbesatzung des 2. Polizeireviers zu einem Einsatz in eine Lübecker Einrichtung für Suchtkranke entsandt worden. Eine Pflegerin und die Besatzung der Berufsfeuerwehr hatten sich per Notruf aus der Einrichtung bei der Polizei gemeldet, weil es mit einem renitenten Patienten erhebliche Schwierigkeiten gab. Der stark alkoholisierte Mann hatte eine andere Person attackiert und sollte gegen seinen Willen in eine Klinik zur dortigen Notaufnahme verlegt werden. Auch gegenüber den herbeigerufenen Polizisten, Tobias B. und seinen Streifenkollegen, leistete der aggressive Mann massiven Widerstand. Es folgte eine heftige körperliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf dem damaligen Polizeikommissar das Schultergelenk ausgekugelt wurde.
In der Klinik, in die sich Tobias B. nach dem folgenreichen Einsatz zur weiteren Behandlung begeben musste, bekam er nach einer MRT-Untersuchung die bittere Diagnose: Bei dem verletzten Beamten wurde eine Schulterluxation am rechten Schultergelenk festgestellt, die später eine mehrstündige Operation mit stationärem Aufenthalt notwendig machte. Der zweifache Familienvater war über zwei Monate komplett dienstunfähig. „Erst nach einem Jahr waren die letzten Probleme mit der Schulter behoben“, berichtet Tobias B. Aber damit nicht genug: Sowohl strafrechtliche als auch zivilrechtliche Schritte sind drei Jahre nach den Geschehnissen noch nicht abgeschlossen. „Nein, auch danach habe ich mit meiner Berufswahl dennoch nie gehadert“, unterstreicht der Uniformträger. Die Geschehnisse hätten ihn auch eine Zeitlang seelisch belastet. Aber dank einer Psychotherapie habe er schnell wieder in die Spur gefunden, so der 37-Jährige.
Bemerkenswert: Tobias B. war – wie sein Vater – Pastor, bevor er 2016 an der FHVD das Studium für den gehobenen Dienst der Landespolizei aufnahm. Vor dem Wechsel hatte sich der gebürtige Hamburger zuletzt in einer kleinen Gemeinde in Bad Oldesloe als Jugendpastor betätigt. „Mir hatten die äußeren Umstände der Arbeit als Theologe nicht gefallen. Zu viel Management, zu wenig am Menschen“, erklärt der Beamte seine damalige Entscheidung. Weil er gerne mit Menschen arbeite und es ihm ein Anliegen sei, gemeinsames Leben in Sicherheit zu ermöglichen, habe er sich seinerzeit für den Polizeiberuf entschieden.
Nach einigen Jahren im Streifen- und Einsatzdienst und einer rund einjährigen nebenamtlichen Tätigkeit als Einsatztrainer in der Polizeidirektion Lübeck wurde sein Wunsch, hauptamtlicher Einsatztrainer in der PD AFB zu werden, Ende vergangenen Jahres realisiert. „In dieser Funktion helfen mir natürlich auch die vielfältigen Erfahrungen, die ich im Einzeldienst gesammelt habe und insbesondere das damals Erlebte sehr, es macht mich als Einsatztrainer glaubwürdiger“, erklärt der Polizist.
Berührt zeigt sich Tobias B. (Bildmitte), dass der karitative Verein um Andreas Breitner ihm als Zuwendung einen einwöchigen Kur- und Betreuungsaufenthalt gemeinsam mit seiner Frau und den beiden Kindern ermöglicht. „Sie haben damals nach meiner Verletzung und den Folgen am meisten gelitten. Deshalb freuen sich auch die Kinder nun auf eine unbekümmerte gemeinsame Zeit“, so der Beamte.
Andreas Breitner zeigt sich betroffen von den Schilderungen des Polizisten.
„Es ist aber immer wieder beeindruckend, wie professionell Polizistinnen und Polizisten mit solchen Erlebnissen umgehen. Die Zuwendungen sind ein Zeichen gesellschaftlicher Solidarität mit den verletzten Beamtinnen und Beamten. Deshalb ist es uns als Hilfs- und Unterstützungsfonds besonders wichtig, neben den betroffenen Polizistinnen und Polizisten auch deren Familie mit einzubeziehen“, erklärt Andreas Breitner bei der Übergabe des Gutscheins.
Neben dem Leiter der PD AFB Michael Kock (Foto l.) freuten sich Kriminaldirektorin Sarah Lampe (Leiterin FI Aus- und Fortbildung) und Gunnar Petersen mit Tobias B. „Es ist wirklich bemerkenswert, dass es eine Einrichtung wie den Polizeihilfsfonds gibt und im Dienst schwer verletzten Kolleginnen und Kollegen mit einer Zuwendung zu einem positiven Abschluss des Erlebten verhilft. Das wirkt für die betroffenen Beamtinnen und Beamten wie ein Pflaster für die Seele“, dankte Michael Kock dem Vorsitzenden Andreas Breitner.
Text/Foto: Thomas Gründemann